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Neues Leben

Drei Monate war ich nach der Operation noch krank geschrieben, bevor ich mich in die Arbeitswelt langsam wieder eingliedern konnte. Ich habe erst versucht acht Stunden zuarbeiten, aber da habe ich deutlich gemerkt, das kein Mensch von Null auf Hundert Prozent kann, und habe mich von meiner Ärztin eingliedern lassen d.h. vier Stunden pro Tag zur Arbeit.

Ich war gerade vier Wochen bei der Arbeit,  schon Urlaubsreif, und habe einen Abstecher in die U.S.A  gemacht. Ich glaube, das war der erste Urlaub, wo meine Eltern sich keine Gedanken gemacht haben, das etwas geschehen könnte, oder ich in ein falsches Flugzeug einsteige. Nach dem Urlaub habe ich dann wieder voll gearbeitet.

Als ich wieder anfing zu arbeiten, habe ich auch mit dem Karate wieder begonnen. Seit zehn Jahre treibe ich diese Kampfsportart, die viel Spaß macht.  Als Ausgleich zum Schach, wollte ich eine Sportart machen, wo man sich viel bewegen muss. Als ich das erste Mal wieder beim Karate war, das war dreieinhalb Monate nach der Operation, musste ich nach fünfundvierzig Minuten das Handtuch werfen. Der Körper musste sich erst  wieder daran gewöhnen, und das geht nur Schritt für Schritt. Was sich beim Karate auch bemerkbar gemacht hat, ist, dass die Reflexe und Reaktionen viel schneller geworden sind.

Alle Leute die mich vor und nach der Operation gesehen haben,  haben mir gesagt „Olli du siehst ganz anders aus„, wahrscheinlich weil ich auch viel erleichtert war, dass das endlich alles der Vergangenheit angehört.

Ich glaube,  es hat auch noch kein Jahr gegeben, wo ich soviel unterwegs war, wie indem Jahr meiner Operation. Es gab viel Nachholbedarf, sei es im sportlichen Bereich, beim Karate, Joggen, Schach spielen oder zu verreisen, was die letzten zwei Jahre nicht möglich war.

Im August 2000 war die erste Nachuntersuchung nach der Operation, in Bethel,  meiner zweiten Heimat. Mit dem Unterschied, ich wusste, dass ich am Freitag wieder heimfahren darf. Ich musste mich dem EEG, einer Magnetresonanztomografie (MRT), und einen neuen psychologischen Test unterziehen. Eigentlich all das was ich bereits vor der Operation schon einmal machen musste. Von Epilepsie keine Spur. Die zweite Nachuntersuchung war dann am 10./11. Januar 2002. Nach dieser Untersuchung habe ich die ersten Medikamente abgebaut. Da der Körper Jahrzehnte an die vielen Medikamente gewöhnt war, wurde nur eine Tablette im Jahr abgebaut, also, pro Quartal eine viertel Tablette weniger.

Im Mai 2001 habe ich mich bei der Fahrschule angemeldet. Eineinhalb Monate bin ich zur Theorie gegangen, bevor ich am 12.Juli 2001 meine erste Fahrstunde hatte. Am 20.März 2002  hatte ich praktische Prüfung, und gleich beim ersten Mal bestanden. Dadurch dass meine Freundin ein Auto hat, konnte ich gleich  weiterfahren, und den Verkehr unsicher machen.

Meine  Familie, Freunde und Bekannte, waren immer besorgter um mich, als ich um mich selbst. Hätte ich  in der Vergangenheit immer Angst gehabt, mir könnte etwas geschehen, hätte ich mich  gleich in meiner Wohnung isolieren können. Allerdings  Überbehütung auch zu Unsicherheiten des Betroffenen führen, was glücklicherweise bei mir nicht der Fall war.

Der Glaube, sowie Menschen die in der Vergangenheit mich im Gebet begleitet haben, haben mir täglich neue Hoffnung, Kraft, Vertrauen und Zuversicht gegeben, diesen langen Weg bis zum Ende durchzuhalten.

Einen ganz besonderen Dank muss ich auch meinen Eltern aussprechen, sie haben einiges in den 36 Jahren durchgemacht. Ich bin davon überzeugt, dass ich es aus eigener Kraft nicht geschafft hätte. Als meine Eltern im März 2001 Goldene Hochzeit hatten, wollten Sie von ihren Gästen keine Geschenke, sondern ein Spende für die Gehirnforschung, die an die  Bodelschwingschen Anstalten überwiesen wurden. Die Danksagung....

Liebe Freunde - liebe Verwandte!

Wir stehen noch ganz unter dem Eindruck unserer stimmungsvollen "Goldenen-Hochzeits-Feier" in der Kniestedter Kirche. Wir wollen uns bedanken für Eure Sympathie und Aufgeschlossenheit, mit der Ihr diesen Tag mit uns verbracht habt. Es war eine große Freude, mit Euch zusammen zu sein.

Überwältigend war Eure Bereitschaft, unserem Vorschlag zu folgen, für eine Gruppe kranker Menschen zu sammeln. Unseren herzlichen Dank dafür. Zusammen mit unserem Beitrag haben wir 3.300 DM an die Mara - Klinik in Bethel überwiesen.

Mit lieben Grüßen

Eure Klaus und Edeltraud 

 

Dank der  ständigen fortschreitenden Technik, gehört die Krankheit, die mich mein bisheriges Leben  begleitet hat, endlich der Vergangenheit an. Für mich hat nach der Operation ein neues Leben begonnen, und es haben sich Wege geöffnet, die bisher verschlossen waren. Es läuft ein Rennen, das man Leben nennt, aber jetzt ohne Epilepsie. Morbus sacer ad acta (Die heilige Krankheit zu den Akten)