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Ein Blick in die Geschichte

Die Epilepsie ist eine Krankheit, die es schon seit Jahrhunderten gibt,  es gibt  auch keine andere Krankheit, die schon so viele Namen wie die Epilepsie gehabt hat. Zum Beispiel: Namenloses Elend, Benum Krankheit, morbus lunaticus - Mondkrankheit, „morbus interlunicus“ – groß war die Anfallsgefahr während des Neumondes,  morbus divinus - göttliche Krankheit , „morbus regius“ - die königliche Krankheit, Convivium - das Gastmahl, dämonisches Leiden, Nesjet (altägyptischer Epilepsiename), „Morbus deificus“ - die von Gott geschickte und gemachte Krankheit. „Morbus comitialis“ – Volksversammlungskrankheit. Von den Glauben der Römer herrührte, das ein epileptischer Anfall, sollte der während der Abhaltung der Comitien (förmliche Versammlung des ganzen römischen Volkes) stattfinden, die Geschicke des Staates ungünstig beeinflusste, die Comitien wurden sofort beendet, und das gerade behandelnde Thema musste wiederholt werden.

Eine Vielzahl weiterer Namen die die Epilepsie in ihrer Geschichte hatte, kennzeichnen Angst, Ekel und Elend. Der Begriff „morbus insputatus“  ist für die Epilepsie häufig belegt, und macht das Abscheu deutlich. Morbus detestabilis bedeutet die verwünschenswerte, verabscheuungswürdige abscheuliche Krankheit; „morbus scelestus“ - die gottlose, verruchte Krankheit ; „morbus foedus“ - die garstige, widrige, grauenhafte Krankheit oder „mobus daemonicus“ ist für Furcht Entsetzen und Abscheu.

Im medizinischen Bereich wurde die Bezeichnung „insania“ benutzt. Insania wurde für einen verrückten und tobenden Patienten gebraucht, und sollte die Vernunftlosigkeit und den Wahn zum Ausdruck bringen.

So könnte man die Aufzählung der vielen Namen den die Epilepsie in ihrer Geschichte schon gehabt hat weiter fortsetzen.

Das Wort Epilepsie stammt aus dem griechischen „epilambanein“, und heißt:  „Überraschender Angriff“ oder „plötzlich ergriffen, und überwältigt werden“. Hippokrates (460 - 377 v.Chr.) erwähnte das Wort „Epilepsie„  in seinem Buch „Über die heilige Krankheit“. Im antiken Griechenland dachte man, das Menschen die unter Epilepsie leiden, diese Krankheit von Göttern und Dämonen auferlegt bekommen haben, weil nur Götter befähigt seien, Menschen aus dem Stand zu Boden zu schleudern und zu Zuckungen zu veranlassen. Deshalb sprach man von einer “Morbus sacer”  „Heiligen Krankheit“. Allerdings wurden im Altertum aber auch Wahnsinn, Aussatz, Mutterkorngangran, Milzbrand, Hautkrebs und Syphilis als „Morbus sacer“ bezeichnet.

Hippokrates hat es in seinem Werk über die „Heilige Krankheit“ erklärt, dass die Epilepsie überhaupt kein heiliges Leiden ist. Hippokrates vertrat die Auffassung, dass nicht Götter die Menschen mit einer Krankheit heimsuchten. Er schrieb schon damals in seiner Arbeit, dass die Epilepsie ihren Ursprung im Gehirn habe.

Epilepsie wurde auch mit Aggressivität, Kriminalität und Religiosität in Verbindung gebracht, und gehörte leider auch zu den Geisteskrankheiten. Dabei hat Epilepsie weder etwas mit  dem einen, noch mit dem anderen  zu tun. Auch 2000 Jahre nach Hippokrates kämpfte Schoenfelder gegen Aberglauben und die mystische Verknüpfung von Religion und Krankheit.

In der Bibel im neuen Testament gibt es Bibelstellen, die deutlich auf die Epilepsie hinweisen. In Matthäus Kapitel 17: Verse 14-18, wir der fallsüchtige Knabe als „Mondsüchtig“(morbus lunaticus) bezeichnet. Bei Markus Kapitel 9: 17- 29 als „besessen vom Geist“ (Pneuma) und  im Lukas - Evangelium Kapitel 9, Vers 37 - 42 als Fallsüchtig bezeichnet. An den so genannten Bibelstellen gibt es keinen Zweifel dass es sich um Epilepsiekranke handelt. Die auffälligen Merkmale eines Anfalls werden durch Sturz, Hin- u. Herreisen, Schäumen, Zähneknirschen, Versteifung der Körpers, Schrei und Bewusstlosigkeit beschrieben.

Bereits 1700 Jahre vor Christi lies der babylonische König Hammurabi eine gesetzliche Klausel zum Kauf von Sklaven hinzufügen. Dem Käufer wurde ein Rückerstattungsrecht zugesichert, wenn der Sklave in einem Monat einen epileptischen Anfall hatte bzw.  sich nach dem Kauf herausstellte: das der Sklave an Epilepsie leidet. Ähnliche Hinweise gibt es auch auf assyrischen Urkunden (etwa 700 v. Chr.) in denen  sogar bis zu 100 Tage gegen die Benu - Krankheit (Benu: damalige Name für Epilepsie) gebürgt werden musste.

 

Mittelalter

Im Mittelalter kehrte die Medizin wieder unter den Einfluss der Priester und Mönche (Mönch-Medizin) zurück. Durch den großen Einfluss der Religionen geriet das wissenschaftliche Denken, von Personen wie Hippokrates und Galen in den Hintergrund. Die  Epilepsie war geradezu das Paradebeispiel einer vom Teufel hervorgerufenen Krankheit, weshalb man sie die „schüttelnde Gottestrafe“ nannte.

Leider herrschte die Auffassung, dass Epilepsiebetroffene Menschen mit dem Teufel in Verbindung stehen, und während eines Anfalls von ihm zeitweilig von einer dämonischen Besessenheit ergriffen würden. Deshalb sprach man im Mittelalter von einer „morbus daemonicus“ (Dämonische Krankheit). Die Bezeichnung „böse Staupe“ war im Mittelalter der Ausdruck dafür, dass die Epilepsie eine ansteckende Krankheit sei.

Aus dem Mittelalter kennt man auch ganz groteske Behandlungsmethoden. Bis ins 17.Jahr-hundert kam es zu schauerlichen Operationen, der Schädelrepanation. Dabei wurde ein Loch in den Kopf des Kranken gebohrt, man schlug mit Steinen und brannte ihnen mit Glüheisen Löcher in die Schädeldecke,  um den Dämonen und den  bösen Geistern einen Fluchtweg zu schaffen.

Nach der Pest war im Mittelalter die Epilepsie die schlimmste Krankheit.

Bereits die im vor- hippokratischen Griechenland geäußerte Meinung, im epileptischen Anfall offenbart sich „Göttliches“ nahm groteske Züge an. So hielt man das im Anfall auftretende Zähneknirschen für eine „Signatur“ der Fruchbarkeitsgöttin Kyble, der initiale Schrei sollte auf Poseidon, das Schäumen auf den Kriegsgott Ares hinweisen.

Zur Heilung der Epilepsie wurden verschiedene regional unterschiedliche Heilige angerufen, um bei der Heilung zu helfen:

St.-Veltins-Weh, 

 St.-Johannes-Übel,

St.Cornelius-Siechtum

St.Paul’s Disease (Irland).

Besonders in der Hoch-Zeit der Katholiken nannte man die Epilepsie eine „Strafe Gottes“,  der Reformator Dr. Martin Luther sprach vom „Tanz der Dämonen“ und Paracelsus (1493 - 1541) nannte die Epilepsie „morbus astralis par excellence“ ein Gewitter des Mikrokosmos, die vom Lauf der Gestirne bestimmte Krankheit . Theophrastus von Hohenheim bzw. Paracelsus  war der Meinung nicht Geister und Dämonen, weder Gott noch Teufel schicken diese Krankheit, sondern natürliche kosmische Kräfte.

Um die Jahrhundertwende und lange Zeit zuvor war die Epilepsie ein psychiatrisches Krankheitsbild. Vor hundert Jahren wurden Menschen die eine bis dahin unbekannte und unerforschte Krankheit hatten, in die Psychiatrie abgeschoben. Epileptiker wurden auch in  Gefängnisse oder Aufenthaltsorte für Aussätzige untergebracht. Menschen  die zum Beispiel Epilepsie oder die Alzheimer’sche Krankheit hatten, wurden alle zusammen in einen Topf geworfen.

Erst ab dem 16. Jahrhundert versuchte man, ungewöhnlichen Krankheiten wie der Epilepsie oder auch den Geisteskrankheiten wieder medizinisch beizukommen, obwohl Kranke immer noch an den Pranger gestellt, oder in Narrentürme gesperrt wurden.  Der Wendepunkt ist mit dem Namen des Arztes Theophrastus von Hohenheim  (1493-1541) verbunden, (bekannter ist er allerdings seit 1529 unter seinem Humanistennamen „Paracelsus“), von da an gab es eine langsame, aber ständige Verbesserung in der Erkennung und Behandlung der Epilepsie.

Bis ins 19. Jahrhundert gab es in Deutschland keine spezialisierten Einrichtungen für epilepsiekranke Menschen. Wenn ihre Betreuung in der Familie wegen der Schwere und Häufigkeit der Anfälle oder wegen zusätzlicher (geistiger oder körperlicher) Behinderungen nicht mehr möglich war, wurden die Anfallkranken häufig in Gefängnissen, "Irrenanstalten" oder Aufenthaltsorte für "Aussätzige" untergebracht.

Die erste Heilanstalt für "Epileptische" in Deutschland wurde 1855 von Dr. H. A. Reimer in Görlitz eröffnet. Sieben Jahre später, im Jahr 1862, wurde bei Tettnang am Bodensee die „Heil-Bewahrungsanstalt auf der Pfingstweide“ als spezialisierte Einrichtung gegründet. Am 15.November 1865 beschlossen fünf Männer eine Anstalt für epileptische Menschen zu schaffen. 1867 wurde der Grundstein des späteren Epilepsiezentrums Bethel gelegt. 1892 erfolge die Einweihung der „Heil- und Pflegeanstalt für epileptische Kinder“ in Kork.

 

Das 3. Reich - Zeit des Grauens

Der ungeheuere Vorgang der Tötung von Anstaltpatienten im Nationalsozialismus besitzt eine lange Vorgeschichte. Bereits Ende des 19. Jahrhundert wurden ausgehend von sozialdarwinistischen Vorstellungenen, Ideen der Rassenhygiene und der Erbgesundheits-pflege (Eugenethik) propagiert. Dem Staat wurde die Aufgabe zugewiesen, die Auslese zu steuern und zu verstärken. In der Weimarer Republik kam es zu Vorwürfen, die Tüchtigen und Starken hätten ihr Leben während des Ersten Weltkrieg für den Staat geopfert, und die deutsche Bevölkerung habe gehungert, während Insassen der Heil- und Pflegeanstalten (Psychiatrie) die notwendigen Nahrungsmittel aufgezehrt und Larzarettbetten blockiert haben. Am Anfang sollte nur die Zwangssterilisation gewährleistet werden, aber es eskalierte im weiteren Verlauf, in der Förderung nach der „Vernichtung lebensunwerten Lebens“. 

Im 3.Reich ging es nicht darum Menschen die in Anstalten lebten zu helfen, sondern das lebensunwertige Leben auszumerzen. So lag die "Logik" der Planer bei der "Beseitigung nutzloser Esser" in der Einsparung von Nahrungsmitteln, der Entlastung der öffentlichen Finanzen, der Freisetzung von Ärzten und Pflegepersonal, der Umwandlung von Heil- und Pflegeanstalten in Lazarette und Krankenhäuser

Das 3.Reich war für Menschen die an Epilepsie, oder einer anderen Krankheit litten, die Zeit des Grauens. Zur Zeit des „Dritten Reiches“ wurde die Epilepsie auch von Mediziner überwiegend als Erbkrankheit (auch noch lange Zeit danach) angesehen. In der NS - Zeit stand nicht mehr der leidende Mensch im Zentrum des psychiatrischen Handelns, sondern die überindividuelle Sozialstruktur: der Staat, die Nation, das Volk, aber auch die Rasse. Die Nazipropaganda verstand es, die „Vernichtung der Minderwertigen“ zum Programm der Gesundheitsfürsorge zu machen. Zum Beispiel: ”Täglich kostet ein Erbkranker dem Staat 5.50 Reichsmark, für 5.50 Reichsmark kann eine gesunde Familie einen Tag leben”.Es waren finanzielle, ökonomische, nahrungspolitische und wahrscheinlich militärische Notwendigkeiten die zum Anlass zur „Beseitigung nutzloser Esser“  in den Heil- und Pflegeanstalten führten.

Zu den besonders menschenverachtenden Vorgehensweisen in der NS - Zeit gehörten „rassen-hygienische Maßnahmen“, zu denen auch das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“  zählte. Bereits im §1 steht: „Wer erbkrank ist, kann durch einen chirurgischen Eingriff sterilisiert werden, wenn nach den  Erfahrungen der ärztlichen Wissenschaft mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist, dass seine Nachkommen an schweren körperlichen oder geistigen Erbschäden leiden werden.

 

§1 Erkrank im Sinne des Gesetzes ist, wer an den folgenden Krankheiten leidet:

1.angeborenem Schwachsinn

2.Schizophrenie

3.manisch-depressivem Irresein (Psychiatrie)

4.erbliche Fallsucht (Epilepsie)

5.erblicher Veiti-Tanz

6.erblicher Blindheit

7.erblicher Taubheit

8. schwerer erblicher körperlicher Missbildung

Ferner kann unfruchtbar gemacht werden, wer an schweren Alkoholismus leidet

(Auszug aus dem Reichsgesetzblatt Teil I, 1933, vom 15.07.1933)

Dieses Gesetz trat am 01.Januar 1934 in Kraft, und eröffnete die Möglichkeit, epilepsiekranke Menschen zu sterilisieren (Zwangssterialisation).

 

§2 (1) Antragsberechtigt ist derjenige, der unfruchtbar gemacht werden soll. Ist dieser geschäftsunfähig oder wegen Geistesschwäche entmündigt oder hat er das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet, so ist der gesetzliche Vertreter antragsberechtigt; er bedarf dazu der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts. In den übrigen Fällen beschränkter Geschäftsfähigkeit bedarf der Antrag der Zustimmung des gesetzlichen Vertreters. Hat ein Volljähriger einen Pfleger für seine Person erhalten, so ist dessen Zustimmung erforderlich.

(2) Dem Antrag ist eine Bescheinigung eines für das Deutsche Reich approbierten Arztes beizufügen, dass der Unfruchtbarzumachende über das Wesen und die Folgen der Unfruchtbarmachung aufgeklärt worden ist.

(3) Der Antrag kann zurückgenommen werden

 

§3 Die Unfruchtbarmachung können auch beantragen

1. der beamtete Arzt,

2. für die Insassen einer Kranken-, Heil- oder Pflegeanstalt oder einer Strafanstalt der Anstaltsleiter.

 

Auf Grund dieses Gesetzes„Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“  wurden in dem Zeitraum zwischen 1934 und 1945 allein in Bethel 1093 behinderte Menschen zwangssterilisiert.

 

 Die Aktion T4

Eines der traurigsten Kapitel in der Geschichte ist die „Euthanasie-Aktion T 4“ Aktion T4 ist die Abkürzung für Tiergartenstrasse 4, Berlin. Das ist die Adresse, in der andere Menschen über das Leben physisch und psychisch Kranker Personen, über Leben und Tod entschieden. Zwischen Oktober 1939 und April 1941, wurden 70000 Menschen getötet.

Die Aktion T4 beinhaltet: Tötung geistig oder körperlich behinderter Kinder (Kindereuthanasie) ; Tötung von Patienten der Heil- und Pflegeanstalten von 1939 – 1944, und die Tötung der psychisch Kranken und arbeitsunfähigen Häftlingen durch Konzentrationslager -> „Aktion 14f3“ , ist der Nachfolger der Aktion T4. Es geht um eine geplante und systematische Ermordung von Erb- und Geisteskranken, Behinderten und sozial oder rassisch und unerwünschten Personen. Aber es geht nicht um Euthanasie im Sinne vom Patienten gewünschte Sterbehilfe zu leisten.

 Zur Durchführung der Aktion T4 beauftragte Hitler den Leiter der Kanzlei des Führers (KdF) Phillip Bouhler. Leiter der KdF Bouhler und den Begleitarzt des Führers Dr.Karl Brandt als medizinischen Fachmann erhielten den Auftrag zur Tötung lebensunwerten Leben. Hitler schrieb folgende Zeilen:

„Reichsleiter Bouhler und Dr. med. Brandt sind unter Verantwortung beauftragt, die Befugnisse namentlich zu bestimmender Ärzte so zu erweitern, dass nach menschlichen Ermessen, unheilbar Kranken bei kritischer Beurteilung ihres Krankheitszustandes der Gnadentod gewährt werden kann“.

Nach den Angaben des Bundesministeriums der Justiz wurden zwischen 1933 und 1945 etwa  400.000 Menschen (darunter viele Epilepsiekranke) zwangssterilisiert, wobei über 6000 zu Tode kamen. In den Korker Anstalten wurden zwischen 1934 und 1939 insgesamt 102 Sterilisationen durchgeführt.

 

 

Meldebogen

 Lfde. Nr.

Name der Anstalt:...........................................................

in:..................................................................................

Vor.- und Zuname des Patienten: ..........................................        geborene:.........

Geburtsdatum:...................            Ort:.......................................... Kreis:..............

Letzter Wohnort: ..................................................................          Kreis...................

ledig, verh., verw. oder geschieden:........................................       Konfession:............         Rasse:...............           Staatsangehörigkeit:..........

Anschrift d. nächsten Angegebenen........................................................................

Regelmäßiger Besuch, und von wem (Anschrift)................................................................

Vormund oder Pfleger (Name, Anschrift)............................................................................

Kostenträger:........................       Seit wann in der dortigen Anstalt:.......................

In anderen Anstalten gewesen, wo und wie lange:..................................................

Seit wann krank:...........................Wo und wann eingeliefert:...........................

Zwilling:    Ja / Nein                       Geisteskranke Blutsverwandte:..............................

Diagnose:.............................................................................................................

Hauptsymtome:.....................................................................................................

Vorwiegend bettlägrig: Ja / Nein   sehr unruhig: Ja / Nein   in festem Haus:  Ja / Nein

körperlich unheilbares Leiden:    Ja / Nein                        Kriegsgeschädigt: Ja / Nein

Bei Schizophrenie:  Frischfall....     Endzustand:...    gut remittierend:...

Bei Schwachsinn:  debil:...   inbezill:...   Idiot:....

Bei Epilepsie:  psychisch verändert....            durchschnittliche Häufigkeit der Anfälle:....

Bei senilen Erkrankungen: stärker verwirrt.......    unsauber......

Therapie (Insulin, Cardiazol, Malaria usw.)...................              Dauererfolg: Ja / Nein

Eingewiesen auf Grund......................  durch:..........................

Am 15. Juni 1940 treffen diese berüchtigten  Meldebogen auch in den Bodelschwingschen Anstalten Bethel ein, um sie auszufüllen. In einem Begleitschreiben ist von der Notwendigkeit planwirtschaftlicher Erfassung der Heil- und Pflegeanstalten die Rede.

Die eigentliche "T4-Aktion" ging bis August 1941. Es kam dann zu einem sogenannten Stopp. Die Tötungsanstalten, in denen die Menschen in dieser 1.Phase der "Aktion T4" mit Giftgas getötet wurden, waren:

 

 Ort  Zeitdauer  Zahl der Toten
 Grafeneck bei Reutlingen  Jan.- Dezember 1940  9839
 Brandenburg  Febr.- Dez. 1940  9772
 Bernburg  Sept.1940 - Aug. 1941  8601
 Hadamar   Jan.- Aug. 1941 10072
 Hartheim  Mai - Aug. 1941 18269
 Sonnenstein bei Pirna Juni 1940 - Aug. 1941 13720

 

 

Im Anschluß begann eine Phase der "Neuorientierung", die dazu führte, das immer neue Menschengruppen in den Kreis derer, die selektiert und dann im allgemeinen getötet wurden, aufgenommen wurden. Der Nachfolger der Aktion T4 war die Aktion 14 f 13, der über 200000 Menschen zum Opfer fielen. 

 

Die "Aktion 14 f 13"

Diese Aktion war die Fortsetzung der "T4 Aktion". Immer neue Menschengruppen, wie z.B. Tuberkulosekranke, Alte, Wohnungslose, Unbequeme oder Arbeits- unwillige wurden selektiert, um sie ggf. zu töten. Diese Aktion unter der Tarnung eines Aktenzeichens "14 f 13" begann bereits im April 1941. Sie bezweckte bis in den Winter 1944/45 die Vergasung der o.g. Gruppierungen und darüber hinaus auch ganz einfach die Tötung von erschöpften KZ-Häftlingen.

Das Erstellen von Gutachten, der Transport und die Exekution lag in den Händen der -  wie sie das KZ-Personal nannte - "berühmten Berliner Organisation", der "T4". Die Praxis dieses Tötungsprogramms verknüpfte medizinische und soziale Kriterien und machte diese beliebig austauschbar.

 

Einblick in die Medizin

Der Psychiater Heinrich Hoffmann (1809-1894) war von 1851-1888 leitender Arzt, und Bauherr der neuen „Anstalt für Irre und Epileptische“ in Frankfurt am Main. Bei seinen Beobachtungen hat er seine Patienten skizziert, somit hielt er das Verhalten psychiatrischer und epilepsiekranker Jugendlicher fest. Das Verhalten seiner Patienten spiegelt er  in seinem Buch „Der Struwwelpeter“ z.B.  „Hans guck  in die Luft“  wieder, das er 1844 für seinen dreijährigen Sohn Carl zu Weihnachten schrieb. Im Jahr 1859 schrieb Hoffmann  das Buch „Beobachtungen und Erfahrungen über Seelenstörung und Epilepsie“. Es ist das Resultat, seiner Patienten die zwischen 1851 - 1858 in der „Anstalt für Irre und Epileptische“ in Frankfurt waren.

In der Odyssee der Gehirnchirurgie legten Personen wie William Gowers, David Ferrier und John Hughlings Jackson (1835-1911) die Grundsteine. Um Gehirnoperationen durchzuführen suchten sie einen Risiko- und Experimentierfreudigen Operateur den sie in Victor Horsley (1857-1916) einen ehemaligen Studenten von Gowers fanden. Am 28.Mai 1875 operierte  Horsley einen unbekannten Schotten, der als erster eine Gehirnoperation überlebt hat. John H. Jackson soll bei  der Operation die Bemerkung gemacht haben: „Welch ein Versäumnis einen Schottenkopf zu öffnen, und keinen Witz darin zurückzulassen“.

Auf einer Tagung der Französischen Neurologischen Gesellschaft am 07.Juli 1927 in Paris, stellte Egos Moniz erstmals seine neue Entdeckung die Angiographie vor, und die Gehirnangiographie war geboren.

Der Berliner Anton - Wilhelm von Waldeyer Hartz gab den Nervenzellen die Bezeichnung „Neurone“.

Boerhaaven behauptete im 18.Jahrhundert die wilde Sexualität der Mütter, während der Schwangerschaft, die Ursache für die Geburt epileptischer Kinder sei.

Der deutsche Arzt Otfrid Foerster(*1873-1941) (Begründer der Neuchirugie 1912 - 1914) konnte russisch sprechen, und behandelte den Revolutionär Lenin, der auch an epileptischen Anfällen gelitten hat. Foerster lebte 1923  in  Moskau, und später in Lenin seinem Krankenasyl in Gorki.

Eine große Entdeckung machte der  Psychiater Hans Berger (1873-1941) aus Jena, als er 1929 das EEG (Elektroenzephalogramm) entdeckte. Am Anfang der dreißiger Jahre wurde die Entdeckung kaum wahrgenommen. Ab 1935 wurde in den Kliniken der USA damit gearbeitet, bevor es den Weg in deutsche Kliniken fand, und sich auch in Deutschland etablierte.

Hans Berger begann 1920 mit seinen ersten Messversuchen. Geheimnisvoll ging Berger seinen Forschungen nach, nahm auch seine eigenen Kinder zu Versuchen heran. Die ersten Wellen beim EEG waren 1924 bei einem Tumorkranken. Berger nannte die Wellen, Alpha, Beta und Delta. Im Jahr 1929 erschien von Berger eine Publikation „Über die Elektroenzephalographie des Menschen“. Hans Berger, war Direktor der Jenaer - psychiatrisch - neurologischen Klinik. Während einer Visite am 30.September 1938 erhielt Berger einen Anruf, dass er ab sofort emeritiert ist, und seinen Arbeitsplatz  räumen soll. Hans Berger, starb für einen Arzt auf eine ungewöhnliche Weise, indem er sich am 01.Juni 1941 erhängte.

 

Persönlichkeiten mit Epilepsie

Es gibt auch eine große Anzahl berühmter und leistungsfähiger Menschen die unter epileptischen Anfällen litten und lebten:

Leonardo da Vinci  (15.04.1452– 1519),Professor Paul Clairmont (10.1.1875 - 1942)
Papst Pius IX (16.06.1846- 07.02.1878), Michelangelo (06.03.1475- 18.02.1564)Vincent Van Gogh (30.03.1853 - 29.07.1890) Georg Fredrick Händel  (23.02.1685 - 14.04. 1759) Ludwig van Beethoven (16.12.1770 - 12. 03.1827)  Paganini  (27.10.1782 - 27.05. 1840) Pioter (Peter) Tchaikovksy (07.05.1840- 06.11.1893) Neil Young  (12.11. 1945) Pythagoras (580 - 496 v. Chr.) Aristoteles (384 - 322 v. Chr.)  Sokrates
(470 - 399 v. Chr.)  Alexander der Große (356 - 13.06.323 v. Chr.)  Napoleon Bonaparte (15.08.1769- 05.05.1821) James Madison (16.03.1751 - 28.06.1836) V. I. Lenin (22.04. 1870 - 21.01.1924)  Peter der Große  (1672 - 28.01.1725)  Karl V (24.02.1500 - 21.9.1558)  Julius Cäsar  (13.07.100 - 15.03.44 v. Chr.) Richard Burton  (1925 – 1984)  Margot Hemingway (19.02.1955 - 01.07.1996) Edgar Allan Poe  (19.01.1809 - 07.10.1849)  F. M. Dostojewski (11.11.1827 - 09.02.1881)  Agatha Christie (1880 – 1976)  Sir Isaac Newton (04.01. 1643- 13.03.1727)  Alfred Nobel   (21.10.1833 - 10.06.1896)

 

Eid des Hippokrates

Ärztliches Gelöbnis (hippokratischer Eid)

1. Ich schwöre und rufe Apollon den Arzt und Asklepios und Hygieia und Panakeia und alle Götter und Göttinnen zu Zeugen an, dass ich diesen Eid und diesen Vertrag nach meiner Fähigkeit und meiner Einsicht erfüllen werde.

Ich werde den, der mich diese Kunst gelehrt hat, gleich meinen Eltern achten, ihn an meinem Unterhalt teilnehmen lassen, ihm, wenn er in Not gerät, von den Meinigen abgeben, seine Nachkommen gleich meinen Brüdern halten und diese Kunst lehren, wenn sie zu lernen verlangen, ohne Entgelt und Vertrag. Und ich werde an Vorschriften, Vorlesungen und aller übrigen Unterweisungen meine Söhne und die  meines Lehrers und die vertraglich verpflichteten und nach der ärztlichen Sitte vereidigten Schüler teilnehmen lassen, sonst aber niemanden.

2. Ärztlich Verordnungen werde ich treffen zum Nutzen der Kranken nach meiner Fähigkeit und meinem Urteil, hütten werde ich mich aber davor, sie zum Schaden und unrechter Weise anzuwenden.

3. Auch wenn ich niemanden ein tödliches Mittel geben, auch nicht wenn ich darum gebeten werde, und werde auch niemanden dabei beraten; auch werde ich keiner Frau ein Abtreibungsmittel geben.

4. Rein und fromm werde ich ein Leben und meine Kunst bewahren.

5. Ich werde nicht schneiden, sogar Steinleidende nicht, sondern werde das den Männern überlassen, die dieses Handwerk ausüben.

6. In alle Häuser, in die ich komme, werde ich zum Nutzen der Kranken hineingehen, frei von jedem bewussten Unrecht und jeder Übeltat, besonders von jedem geschlechtlichen Missbrauch an Frauen und Männer, Freien und Sklaven.

7. Was ich bei der Behandlung oder auch ausserhalb meiner Praxis im Umgang mit Menschen sehe und höre, das man nicht weiterreden darf, werde ich verschweigen und als Geheimnis bewahren.

8. Wenn ich diesen Eid erfülle und nicht breche, so sei mir beschieden, in meinem Leben und in meiner Kunst voranzukommen, indem ich Ansehen bei allen menschen für alle Zeit gewinne, wenn ich in aber übertrete und breche, so geschehe mir das Gegenteil.

Dieser Eid legt ärztliche Pflichten fest, und muss von jedem angehend Arzt abgelegt werden. Den Eid des Hippokrates gibt es seit 400 v. Chr.